Hoher Meißner “P 1”

 

Premiumweg 1

Hoher Meißner 753 m

Naturpark Meißner-Kaufunger Wald / Hessen / Deutschland


Datum:                11. August 2009 und 23.05.2014
Weglänge:           ca. 15,5 Kilometer / 6 Stunden
Ausgangspunkt:  Parkplatz “Viehaus”
Höhenmeter:       ca. 600 Hm
Schwierigkeit:     mittel (aber nur wegen der Weglänge; sonst leicht)
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Obwohl die Wetterlage nicht gerade stabil war, machten wir uns vom Hochsauerland auf, um in Nordosthessen eine ganz besondere Wanderung zu unternehmen. Unser Ziel war der Hohe Meißner, ein Gebirgszug zwischen Kassel und Eschwege. Der Hohe Meißner ist das Märchenland der Frau Holle (aber dazu im Wanderbericht mehr).
Vorab sei erwähnt, dass der Hohe Meißner mit seinen 753,6 m oftmals als höchster Berg Nordhessens bezeichnet wird. Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Die Berge im nordhessischen Upland (z.B. Langenberg 843 m, Hegekopf 843 m, Ettelsberg 837 m) überragen den Hohen Meißner doch deutlich. Der Hohe Meißner ist jedoch die höchste Erhebung in Nord-Ost-Hessen.

Premiumweg 1 am Hohen Meißner

Ausgangspunkt für unsere gut sechsstündige Wanderung war der Parkplatz „Viehhaus“, an dem wir gegen 10:15 Uhr starteten. Wir entschieden uns, den Rundwanderweg entgegen dem Uhrzeigersinn zu gehen. Ausgeschildert war der Weg durchgehend mit dem Zeichen „P 1“ (Premiumweg 1), wobei zahlreiche Schilder zusätzlich ein Verlaufen unmöglich machten.
Wir kreuzten direkt am Parkplatz die Landstraße und tauchten dort in den schönen Laubwald ein. Unser erstes Zwischenziel, die Kitzkammer, war auch gleich ausgeschildert. Wir folgten also unserem Premiumweg 1, der uns auf einem schönen Waldweg zu einem Pfad führte. Auf diesem ging es dann, an Höhe deutlich verlierend, zu einer Klippe im lichten Laubwald. In mehreren Kehren liefen wir nun hinab bis zum Fuße dieses Steilhanges.

Basaltklippe im Bereich der KitzkammerDie Kitzkammer, eine kleine Höhle

Dort zeigte sich dann die imposante Wand aus Basaltgestein. Ein kleiner Pfad brachte uns zu der Kitzkammer, bei der es sich um eine Aushöhlung in der Gesteinswand handelte, die Blicke auf das Basalt preisgab.

Die Sage zu dieser Kitzkammer wurde wie folgt beschrieben: „Hier erscheint dem Wanderer gelegentlich eine große weiße Frau mit einem mächtigen Schlüsselbund, die stumm neben ihm her geht und dann im Eingang der Kitzkammer verschwindet. Einem Schäferjungen aus Hausen habe sie einmal einen goldenen Schlüssel schenken wollen, doch der sei aus Angst nach Hause gerannt. Mit dem Schlüssel hätte er angeblich ihr unterirdisches Reich aufschließen können. Hier verwandelte Frau Holle auch  zänkische Mädchen in Katzen und sperrte sie dann in der Kitzkammer ein.“

Unterhalb der Kitzkammer wurde dann ein Bachlauf überquert. Der Pfad führte uns dann zu einer Wegespinne. Nun ging es auf einem Waldweg nach links steil wieder den Berg hinauf. Schon nach kurzer Zeit wurde so eine große Freifläche erreicht, bei der es sich um die „Hausener Hute“ handelt. Weiter ging es nun durch die „Meißner Wiesen“ hinauf zum „Naturfreundehaus Hoher Meißner“. Unmittelbar darauf passierten wir das Denkmal des „Freideutschen Jugendtages 1913“.

Denkmal vom Freideutschen Jugendtag 1913

In diesem Bereich bot sich bereits ein schöner Blick in Südwestliche Richtung. Auf einem Wiesenweg wanderten wir nun wieder bis zum Wald, in dem wir dann wieder deutlich an Höhe einbüßend, bis zu einer Forststraße geführt wurden. Das nächste Ziel, die Seesteine, waren bereits ausgeschildert. Kurz nach dem Passieren einer Schutzhütte, war das beeindruckende Naturdenkmal „Seesteine“ erreicht.

Beginn des Rundgangs in den Seesteinen

Dabei handelte es sich um eine eindrucksvolle Waldparkanlage, die um 1880 durch Waldarbeiter, Bergleute und Naturliebhaber an dieser Stelle geschaffen wurde. Der See, der den vielen Felsbrocken ihren Namen gab, war nicht mehr existent. Eine Schautafel zeigte eine Szene, wie sie sich um 1900 zugetragen haben könnte.

Schautafel bei den Seesteinen

Dieser romantische Ort lud förmlich zu einer Rast ein. Dazu suchten wir uns in einem aus Steinen angelegten Kreis ein schönes Plätzchen.  Jetzt folgte ein steiler Anstieg. Über zahlreiche Steinstufen stiegen wir den nördlichen Hang steil hinauf. Nach einer langen Querung erreichten wir eine Gedenkstätte für in den Kriegen gefallene Forstarbeiter.

Aufstieg an den Seesteinen

Gedenkstätte für Forstarbeiter oberhalb der Seesteine

Kurz darauf gelangten wir wieder zu einer Forststraße. Dieser folgten wir einige Meter und stiegen dann wieder auf den tiefer liegenden Waldweg ab. Der „P 1“ wurde nun weiter an Höhe verlierend bis zu einem Blocksteinmeer geführt und verlief anschließend über den Knappenweg bis zum Aussichtspunkt „Schwalbenthal“. Wir verzichteten jedoch auf diese Schleife und folgten gleich der Beschilderung „Schwalbenthal“ (Wanderzeichen 2b).

Aussichtspunkt Schwalbental

So erreichten wir etwa 20 Minuten später über die Forststraßen den schönen Aussichtspunkt. Etwa die Hälfte der Wegstrecke war nun zurückgelegt, aber viele Höhepunkte sollten noch folgen.
Die angrenzende Landstraße musste wieder überquert werden. Dann ging es zunächst etwas steil den Hang hinauf. Anschließend folgten wir einem breiten Pfad in nördliche Richtung. Wieder deutlich an Steigung zunehmend gewannen wir rasch an Höhe.


Erster Aussichtspunkt beim Aufstieg zur Kalbe

Plötzlich öffnete sich der Wald und eine aussichtsreiche Lichtung war erreicht. Nach kurzem Verschnaufen folgten wir nun der Beschilderung „Abstecher Kalbe“.


Aussicht in Richtung Osten, unterhalb der Kalbe


Schautafel über den Bergbau an der Kalbe


Seilmuster vom Bergbau

In angenehmer Steigung und nach Passieren zweier weiterer Aussichtspunkte sowie einer Schautafel über den ehemaligen Bergbau war die Erhebung Kalbe mit ihren 721 m erklommen. Von hier boten sich weite Blicke in östliche Richtung. Leider war es bedeckt und diesig, wodurch die Sicht doch sehr eingeschränkt wurde. Beeindruckend war jedoch immer wieder, wie hoch sich das Massiv des Hohen Meißners von seinem Umland abhob.

Gipfel der Kalbe in 720 m Höhe mit Blick Richtung Osten

Natürlich war auch Frau Holle hier wieder nicht untätig gewesen. Der Sage nach verwandelte sie hier trunksüchtige Männer in Kälber.
Als diese Ausblicke reichlich genossen waren, stiegen wir wieder bis auf unseren „P 1“ ab. Schon kurze Zeit später zeigte sich linker Hand ein toller Ausblick auf den Kalbsee.

Der Kalbsee

Dieser war nach der Stilllegung eines dort ehemals ansässigen Bergwerks entstanden. Künstlerische Infotafeln waren natürlich auch hier aufgestellt worden. Kaum war dieser Aussichtspunkt verlassen worden, folgte wieder ein steiler Abstieg über den Eulensteig bis hinab zum Frau-Holle-Teich.

Wegweiser am Eulensteig

Der Legende nach war der Teich der Eingang in das Reich der Frau Holle. Am südlichen Ende des Teiches trafen wir sie dann; Frau Holle. Eine übergroße geschnitzte Holzfigur stand am Ufer des kleinen Sees.

Frau-Holle-Teich, am hinteren Ufer steht Frau Holle

Die von Jakob Grimm erzählte Sage vom Frau-Holle-Teich in einer verkürzt wiedergegebenen Fassung von 1799. Von dieser Holle erzählt das Volk vielerlei, Gutes und Böses:
Weiber, die zu ihr in den Brunnen steigen, macht sie gesund und fruchtbar. Die neugeborenen Kinder stammen aus ihrem Brunnen.
Blumen, Obst, Kuchen, die sie unten im Teiche hat, und was in ihrem unvergleichlichen Garten wächst, teilt sie denen aus, die ihr zu gefallen wissen. Sie ist sehr ordentlich und hält auf guten Haushalt.
Wenn es bei den Menschen schneit, schüttelt sie die Betten aus. Faule Spinnerinnen straft sie; Jungfrauen hingegen, die fleißig abspinnen schenkt sie Spindeln und spinnt selber für sie über Nacht.
Faulenzerinnen zieht sie die Bettdecke ab und legt sie nackend aufs Steinpflaster. Fleißige, die schon frühmorgens Wasser zur Küche tragen in reingescheuerten Eimern, finden Silbergroschen darin.
Gern zieht sie Kinder in ihren Teich, die guten macht sie zu Glückskindern, die bösen zu Wechselbälgen. Jährlich geht sie im Land um und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit.
Aber sie erschreckt auch die Leute, wenn sie durch den Wald fährt, an der Spitze des “Wütenden Heeres”. Bald zeigt sie sich als eine schöne weiße Frau in der Mitte des Teiches; bald ist sie unsichtbar, und man hört bloß aus der Tiefe ein Glockengeläut und finsteres Rauschen.“

Frau Holle am Seeufer

Nun ging es wieder die gut 70 Hm über den Eulensteig hinauf, den wir zuvor erst abgestiegen waren. Als wir dann wieder an der Forststraße, nahe des Aussichtspunktes „Kalbsee“ angekommen waren, wanderten wir in leichter Steigung weiter in Richtung Norden. Dabei passierten wir das NSG „Weiberhemd“. Schnell war nun die Kasseler Kuppe -748 m- mit ihrer Kasseler Hütte (kleine Schutzhütte) erreicht.

Der Kassler Stein auf der Kassler Kuppe in 748 m Höhe

In unmittelbarer Nähe trafen wir dann noch auf einen „Kasseler Stein“, einen Messpunkt, der im Jahre 1823 gesetzt wurde. Jetzt waren es nur noch ca. 2,5 Kilometer bis zu unserem Startpunkt. Erneut wurde einem Forstweg gefolgt, bis wir nach schließlich nach rechts in einen romantischen Wald- / Wiesenweg abbogen, der uns vorbei am Naturschutzgebiet „Viehhauswiesen“ wieder zu unserem Ausgangspunkt brachte.

Eingang zum Barfußpfad

Obwohl diese tolle, lehrreiche und märchenhafte Wanderung mit ihren grandiosen Aussichtspunkten unser Tagespensum ausgiebig gefüllt hatte, folgte auf Wunsch von Nils ein weiteres Highlight. Wir begaben uns zu dem Barfuß-Pfad am Osthang des Hohen Meißners.  Vorab sei schon erwähnt, dass allein die Begehung dieses gigantisch angelegten Pfades die Reise zum Hohen Meißner lohnenswert gemacht hätte. Der Barfuß-Pfad erstreckte sich über eine Gesamtlänge von etwa 1,5 Kilometern. 30 Stationen bringen unglaublich viel Spaß, sind sehr lehrreich und darüber hinaus ein absolutes Erlebnis. Zu den einzelnen Stationen gehören: ein Holzweg, Werrasand, Meißnerheu, Werrakies, Schafwolle, Wildschwein-, Reh- und Hirschfelle, Fichtenwald, ein lehrreicher Ameisensteg, „von Wurzel zu Wurzel“, Rapskörner, ein riesen Waldohr, Stroh, „von Pilz zu Pilz“, Holzzuwachs, Riesensäge, Tierstimmenstation, Fühlstation, Tontiegel, Holz und Öl, Sägemehl, Blindenpfad, Tierspurenhaus, Tonkügelchen, Laubstrecke, „von Stein zu Stein“, Schlammtreppe, Kupferbach, Indianerleiter, Baumkrone und Maiskörner. Leider gingen wir den Pfad schon bei einsetzender Dunkelheit. Daher sind die anschließenden Bilder des Barfuß-Pfades teilweise ein wenig ausdruckslos. Hier nur einige Impressionen dieses genialen Pfades:

Station Schafwolle

Station Fichtenwald
Am Ameisensteg
Station Stroh aus dem Meissnerland
..von Pilz zu Pilz...
...Holzzuwachs...
Die Riesensäge


Die geniale Tierspurenhütte

Fazit:
Man kann wirklich von einem märchenhaften Ausflug reden. Tolle, informative und aussichtsreiche Wanderung. Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in dieser schönen Region. Der Premiumweg 7 scheint auch sehr verlockend zu sein.

Kindertauglichkeit:
Wenn ein Kind die Kondition für gute 15 Kilometer Wanderweg hat, dann ist dieser Weg wirklich sehr gut für Kinder geeignet. Es gibt viel zu sehen und zu lernen. Der Barfußpfad ist ein MUSS!!

Hundetauglichkeit:
Natürlich ist es ein toller Weg für Hunde. man sollte jedoch, wie bei allen Wanderungen auch, auf keinen Fall genügend Trinkwasser dabei haben.
Achtung: AUF DEM BARFUß-PFAD SIND HUNDE VERBOTEN!!!